IPSC Europameisterschaft 2013

Gerald REITER – IPSC Europameister 2013

Die IPSC Region Portugal wurde vom IPSC Weltverband mit der Ausrichtung der European Handgun Championship 2013 beauftragt. Als Termin für die mehrtägige Europameister-schaftsveranstaltung wurde die Woche von 08.09.2013 bis 13.09.2013 festgelegt. Der Ort für die Austragung des 24 Stage umfassenden Level IV Matches sollte in Barcelos, nördlich von Porto in Portugal sein. Bereits Anfang des Jahres 2012 begannen für die Sportschützen der IPSC Austria die Vorbereitungen, vor allem die Qualifikationsmatches, um an der Europameisterschaft teilnehmen zu dürfen.

Dieser Herausforderung stellten sich die Sportschützen Jürgen Stranz aus Raiding und Gerald Reiter aus St. Margarethen. Beide sind Mitglied des PSV Burgenland. Die von der IPSC Austria vorgegebenen Qualifikationsrichtlinien beinhalteten die Teilnahme am zahlreichen internationalen Bewerben in Österreich und verschiedenen benachbarten Staaten, um ihre Leistungen unter Beweis zu stellen und das Qualifikationsziel zu erreichen. Jürgen Stranz hat in der Standard Division und Gerald Reiter in der Production und Revolver Division die Österreich weite Qualifikationswertung gewonnen. Somit war die Qualifikation für die Teilnahme an der Europameisterschaft fixiert. Anfang des Jahres 2013 wurden die Nationalteamschützen der IPSC Austria bzw des Österreichischen Schützenbundes zur Teilnahme an der EHC 2013 in Portugal nominiert. Jürgen Stranz wurde in der Standard Division angemeldet. Nachdem bei internationalen Bewerben die Teilnahme nur in einer Division möglich ist musste sich Gerald Reiter für eine der beiden gewonnenen Qualifikationswertungen entscheiden. Die Wahl fiel auf die Revolver Division, weil erstmalig in der Geschichte der IPSC Austria eine Revolver Mannschaft zu einer Europameisterschaft entsandt werden sollte.

Die Vorbereitungen auf die EHC 2013 gestalteten sich sehr umfangreich mit unzähligen nationalen und internationalen Bewerben an denen Jürgen Stranz und Gerald Reiter teilgenommen haben. Immerhin konnten beide Schützen insgesamt 9 Level III Matches gewinnen und damit ihre sehr gute Form unter Beweis stellen.

Die IPSC Austria entsandte in allen fünf Divisionen insgesamt 37 Nationalteamschützen zur Europameisterschaft nach Portugal. Unter anderem waren alle Mitglieder und der Trainer des Leistungssportkaders des Bundesministeriums für Inneres unter den Teilnehmern.

Die Verantwortlichen und Mitglieder der IPSC Portugal errichteten im sehr weitläufigen und für fast alle Schießsportarten eingerichteten Schießstand des „Fervenca Schießklubs“ in Barcelos Portugal, insgesamt 24 Stages mit einer Mindestschussanzahl von 412 Schuss. Das Stage Design war schlicht gehalten, mit kleineren Highlights die oft erst beim zweiten Hinsehen erkannt wurden. Das Thema des Designs war an die historische Seefahrerzeit des portugiesischen Volkes angelehnt. Der erste Eindruck von den Stages: „Das ist ein relativ leichtes Match“, war äußerst trügerisch. Als ob eine Fata Morgana in der Wüste sichtbar wird. Leicht zu erkennen und doch nicht real. Erst das genauere Betrachten der Stageaufbauten und der einzelnen Targets, offenbarte einen äußerst hohen Schwierigkeitsgrad. Targets, Pepper Popper, Mini Popper, Pendelscheiben, Halbscheiben, Plates, in Entfernungen von bis zu 45 Meter, waren bei dieser Veranstaltung normal. Die Schießpositionen, wie stehend, sitzend, hockend, liegend, kniend, in einem hängenden Boot sitzend, auf Schwebeplattformen stehend, verlangten den Schützen die gesamte Schießtechnik ab. Keine noch so unmögliche Schießposition wurde ausgelassen. Laufstrecken von bis zu 40 m, die teilweise beim Gehen bzw beim Laufen schießend zu absolvieren waren, forderten äußerste Konzentration und das höchst mögliche Maß an Präzision.

Die 24 Stages waren in 4 Areas unterteilt. In jeder Area waren 6 Stages, ein Long Course, zwei Medium Course und drei Short Course, errichtet worden. Jeder Schütze hatte innerhalb von 5 Tagen (4 Tage schießen und 1 Tag Pause) das gesamte Programm zu absolvieren. Im dreitägigen Pre Match von 05.09.2013 bis 07.09.2013 (10 Stage pro Tag) durften die Veranstalter, Sponsoren und Range Officer den Bewerb absolvieren. Bereits nach dem Pre Match war klar, dass diese Europameisterschaft sehr schwierig zu schießen sein würde. Es gab keinen Teilnehmer der den Bewerb ohne Miss und Penalty Target absolviert hat. Eine zweistellige Zahl von Fehlschüssen war die Norm.

Die sehr schlichte Eröffnungsfeier fand am 08.09.2013 in Barcelos statt. Sämtliche Sportschützen fanden sich auf einem öffentlichen Platz im Ortsteil Barcelinhos ein um mit ihrem Nationalteam am offiziellen Festakt teilzunehmen. Über eine malerische Brücke marschierte der Zug der Nationen nach Barcelos. Auf dem Rathausplatz wurden die Sportler nach Nationen gereiht, um einen kleinen Park, im Kreis, aufgestellt. Im Anschluss an die Eröffnungsfeier machten sich die Teilnehmer auf um sich für den ersten Wettkampftag vorzubereiten.

Main Match (Hauptmatch) von 09.09.2013 bis 13.09.2013. Jürgen Stranz und Gerald Reiter waren in derselben Squadgruppierung zum Schießen eingeteilt. Die Startzeiten waren für Beide die gleichen nur in unterschiedlichen Squads. Eine Squad bestand aus 16 Sportschützen. Der Veranstalter gab einen äußerst engen Zeitplan vor der von den Range Officer einzuhalten war. 16 Schützen mussten in 50 Minuten eine Stage absolviert haben. Dazu zählten das Briefing, die Besichtigung, die taktische Auflösung der Stage und das Einprägen des Bewegungsablaufes während dem Schießen sowie das Schießen der Stage selbst. Nicht einfach, wenn oft nur für zwei Besichtigungsdurchgänge Zeit blieb. Geschossen wurde täglich von 08.00 Uhr bis 19.00 Uhr. Eine Squad musste nach 5 Stunden, meist mit etwas Verspätung nach 6 Stunden, die vorgesehene Area absolviert haben.

Gerald Reiter gelang es, am ersten Tag die Area 4 fehlerfrei zu schießen. Damit konnte er sich mit einem Vorsprung von über 40 Punkten an die Spitze des Teilnehmerfeldes setzen. Jürgen Stranz begann etwas verhalten, schaffte an diesem Tag jedoch eine Platzierung unter den ersten 20.

Am zweiten Veranstaltungstag war für die Teilnehmer des PSV Burgenland Pause. Dieser Tag wurde genützt um die Area 1 – 3 kennen zu lernen und andere Teilnehmer zu beobachten.

Mit dem Nachteil des Gejagten startete Gerald Reiter am 3. Tag zum zweiten Mal. Bereits um 07.00 Uhr auf der Range sein um sich noch zeitgerecht für den Start um 08.00 Uhr vorzubereiten war nicht gerade teilnehmerfreundlich. Am Morgen bei Temperaturen von +9 Grad bis zu Mittag bei +34 Grad war eine weitere Herausforderung. Zusätzlich machte der teilweise heftige Wind, der viel Staub und Sand transportierte, den Bewerbern noch das Leben schwer. Jürgen Stranz und Gerald Reiter schossen an diesem Bewerbstag die Area 1, deren Stages teilweise Richtung Osten ausgerichtet waren, sodass der Sonnenaufgang das beste Gegenlicht (Sonne von vorne, Targets im Schlagschatten der Kugelfänge) erzeugte. Aber diese Bedingungen waren letzten Endes für alle Teilnehmer gleich. Die Area 1 war auch die schwierigste Area. Hier waren die Targets in außergewöhnlichen Entfernungen und stark verkleinerte Targets mit Non Shoot unterlegt, die Norm. An diesem Tag gelang es Jürgen Stranz und Gerald Reiter ihre Fehler, im Gegensatz zu ihren Konkurrenten, gering zu halten. Jürgen konnte einige Positionen gut machen und Gerald seinen Vorsprung halten.

Am 3. Bewerbstag, Startzeit um 13.30 Uhr, war es heiß, windig und sehr staubig. Es wurde die Area 2 geschossen. Die Schützen in den Squads kannten sich bereits, die nötige Disziplin war vorhanden um bei der Stage Besichtigung rasch und zügig voranzukommen.

Jürgen Stranz schoss an diesem Tag einen sehr guten Bewerb. Allerdings patzte er bei der letzten Stage des Tages und verlor so einige gute Platzierungen. Gerald Reiter verteidigte seinen Vorsprung bis zur vorletzten Stage. In Stage 11, ging der geplante Ablauf nicht auf wodurch Gerald 15 Punkte gegenüber den Konkurrenten einbüßte.

Mit einem Vorsprung von 28 Punkten startete Gerald Reiter in den letzten und entscheidenden Bewerbstag. Startzeit, wieder um 08.00 Uhr. Der Wecker läutete um 05.30 Uhr. Kurzes Frühstück, Anfahrt 30 Minuten und zeitgerecht vor Ort sein. Zur Ausrüstung gehörte eine lange Hose, eine Jacke und Handschuhe. Nach Sonnenaufgang wurde es rasch wärmer und die lange Kleidung sowie die Handschuhe wurden gegen angenehmere Kleidung getauscht. Jürgen Stranz begab sich in seine Squad und schoss die Area 3 mit einem sehr guten Tagesergebnis.

Gerald Reiter, nach 18 Stages und 3 Bewerbstagen, in der Zwischenwertung immer noch in Führung, hatte nicht nur die Stages zu absolvieren. Den Sieg vor Augen, die nervliche Belastung fehlerfrei zu bleiben und dabei möglichst keine Zeit zu verlieren, war eine schwere Last an diesem Freitag den 13. So erging es aber auch dem Titelverteidiger Sascha Back aus Deutschland, Europameister 2010. Vom ersten Tag an war Sascha Back unmittelbarer Verfolger und musste mehr als 28 Punkte an diesem letzten Tag aufholen. Der Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten lag im Verteidigen und Angreifen, allerdings beides möglichst fehlerfrei. Beiden gelang dieses Vorhaben nicht. Gerald schoss in einer Stage ein Miss, begrub seine Hoffnungen aber in der letzten Stage (Stage 17) des Tages. Mit weichen Knien und schwerfälligen Beinen musste dieser letzte Parcours des Matches und der Europameisterschaft, absolviert werden. Nicht nur das der Ablauf absolut nicht wie geplant funktionierte (Zeitverlust 9 Sekunden) schoss er noch ein Miss. Sascha Back blieb ebenfalls nicht fehlerfrei, konnte aber einen Großteil seines Rückstandes aufholen.

Am 14.09.2014 fand das „Shoot off“, ein Schauschießen statt. Zu diesem „Shoot off“ wurden nur die besten 8 Schützen einer Division geladen. Hierbei treten 2 Schützen im Duell gegeneinander an. Allerdings beschießen die beiden Gegner vorgegebene Metallziele, so genannte Popper die in einer Entfernung von 15 bis 30 m aufgestellt waren. Beide Schützen beschießen dasselbe Zielbild welches spiegelverkehrt aufgebaut ist. Die Endpopper sind schräg zueinander aufgestellt, sodass sie über Kreuz fallen müssen. Derjenige der den Endpopper zuerst, unter dem seines Kontrahenten, zu Boden schießt ist der Sieger und steigt im Turnierraster auf bis ins Finale. Das „Shoot off“ wurde vor einem Sportschützenpublikum von mehreren Hundert Zusehern ausgetragen. Gerald Reiter wurde ins „Shoot off“ geladen. In der ersten Runde musste Gerald gegen seinen Mannschaftskollegen und späteren Shoot off Sieger, Hermann Kirchweger antreten. Hermann konnte sich knapp gegen Gerald durchsetzen und startete so seinen Lauf zum „Shoot off“ Sieger.

Während dem „Shoot off“, wurden die Matchergebnisse veröffentlicht. Wie sich herausstellte hat Gerald Reiter mit einem Vorsprung von 0,8 Punkten auf den Zweitplatzierten Sascha Back, dessen Rückstand in Prozenten 99,96 Prozent ausmachte, die Europameisterschaft gewonnen. Bei einem Gesamtpunktestand von 1830 Punkten des Siegers, ein äußerst knappes Ergebnis. Allerdings bedeutete dieses Ergebnis, dass erstmalig seit 1985 ein Österreichischer IPSC Schütze bei einer Europameisterschaft eine Overall Wertung gewinnen konnte.

Gerald Reiter krönte sich damit zum Europameister 2013 in der Revolver Division.

In der Mannschaftswertung belegte das Revolver Team Austria eine weitere hervorragende Platzierung. Das Team bestand aus Gerald Reiter, Bgld, Overall Europameister, Hermann Kirchweger, NÖ, der in der Overall Wertung den 3. Platz belegte und in der Senioren Wertung Europameister wurde, Robert Kroiss, OÖ und Gernot Siber, Stmk. Die besten Drei der Mannschaft wurden gewertet. Das Ergebnis des vierten Mannschaftsmitgliedes wurde als Streichresultat ausgewiesen. Mit dieser kompakten Mannschaftsleistung gelang es mit 44 Punkten Rückstand auf das Revolver Team Deutschland und einem Vorsprung von 200 Punkten auf das Revolver Team der Tschechischen Republik, den 2. Platz zu gewinnen. Die erstmalig von der IPSC Austria entsandte Revolver Mannschaft schaffte es somit, noch einen Vize Europameistertitel nach Österreich zu holen.

Jürgen Stranz erbrachte eine hervorragende Leistung in der von professionellen IPSC Schützen stark besetzten Standard Division und belegte einen gewaltigen 10. Platz. Leider blieb ihm mit diesem Ergebnis, 3 Punkte hinter dem Achtplatzierten eine Teilnahme am „Shoot off“ verwehrt.

Außer dem Revolverteam haben weitere Schützen des Österreichischen Nationalteams noch 5 EM – Medaillen gewonnen:

Christian Breitler gewann in der Classic Division, Senioren, eine Bronzemedaille.

Ronald Riedel belegte in der Standard Division, Super Senioren, den 3. Platz.

Margit Steurer gewann in der Open Division, Ladies, den 3. Platz.

Das Open Lady Team, mit Margit Steurer, Burgi Hasenkopf und Sandra Toth Pogats belegte einen weiteren 3. Platz.

Das Standard Lady Team, mit Birgit Gruber, Elisabeth Strasser, Doris Nestl-Treiber und Edeltraud Aigner, gewann den 2. Platz und brachte damit noch einen weiteren Vize Europameister Titel mit nach Österreich.

Leider waren Schützen aus Österreich auch vom Pech verfolgt. So machten Waffengebrechen bzw eine Disqualifikation am letzten Bewerbstag, sicher scheinende Platzierungen in den Medaillenrängen zunichte.

Aus Burgenländischer Sicht wird diese Europameisterschaft immer positiv in Erinnerung bleiben. Denn kein Burgenländer hat es bis dato geschafft bei einer IPSC Europameisterschaft einen 10. Platz zu erreichen oder einen Europa- bzw Vizeeuropameistertitel zu gewinnen.

Ergebnisse:

Overall

Category

Team

Region

Shoot-off